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Liebe Freundinnen und Freunde,


eigentlich wollten wir den Newsletter ja einen Monat pausieren lassen. 
Aber mit dem MigOst-Theaterstück und dem letzten Stadtlabor-Treffen in Cottbus haben im Juli zwei großartige Meilensteine des Projekts stattgefunden, die wir nicht außen vor lassen wollen.
Und dann beginnt im August ja auch schon das erste Stadtlabor mit dem Stadtmuseum Halle! In dieser Ausgabe erfahrt ihr alles.

Außerdem wollen wir euch die Ergebnisse der Tiktok- und Instagramrecherche des Projekts Social Media History vorstellen, und zwei Empfehlungen haben wir auch noch für euch.

Viel Vergnügen beim Lesen und einen wunderschönen Sommer
wünscht euer MigOst-Team

Is it racist or is it german?

Foto von Sebastian Hoppe
Was muss ein Mensch tun oder haben, um in (Ost-)Deutschland voll anerkannt zu werden und sicher leben zu können?
Und woran wird überhaupt festgemacht, wer als vermeintliche*r Fremde*r behandelt und diskriminiert wird und wer nicht?
 
Diese Fragen zogen sich wie ein rotes Band durch die beiden Aufführung von „Dinnor on se Bood“, dem Theaterstück, das in Zusammenarbeit von MigOst und der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden entstanden ist. Ein Faden, der die unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben von Ruth, Aurelian, Hussein, Eloisa, Martha, Fejiro, Racheal, Pius und Paolo in Dresden und der ganzen Welt zusammenband und strukturierte. 
 
Und diese Geschichten hatten es in sich! Mit einem spartanischen Bühnenbild, aber vollem Körpereinsatz erzählte die Gruppe Anekdoten von Arbeitssuche und Zugehörigkeit, von Abschiebeangst, Alltagsrassismus und ewigen „Wo-kommst-du-wirklich-her“-Fragen. Zusammen bildeten sie eine breite Palette der ostdeutschen Migrationsgesellschaft ab.
 
Dabei gelang ihnen der schwierige Balanceakt zwischen schmerzhaft präziser Gesellschaftskritik und wirklich guter Unterhaltung – inklusive Gesangs- und Tanzeinlagen. Das Publikum der bis auf wenige Plätze ausverkauften Aufführungen reagierte begeistert, aber auch betroffen. „Ich habe kaum die richtigen Adjektive, um das Stück zu beschreiben. Aber ich bin definitiv verändert aus dem Saal gegangen. Großartig, was die Gruppe da auf die Bühne gebracht hat!“, äußerte sich eine Zuschauerin nach der Aufführung.
 
Sechs Monate hatten die Laiendarsteller*innen Zeit gehabt, um unter der Regie von Anis Hamdoun und Assistent Tarik Moussaid aus ihren eigenen Biografien, der Geschichte Dresdens sowie Materialien des MigOst-Projekts ein eigenes Stück zu entwickeln und zu proben. Am Ende konnte nur beim genauen Hinschauen und Zuhören noch das Dinner und das Boot aus dem Titel entdeckt werden. Das war der Kreativität aller Beteiligten im Prozess geschuldet. Die Gruppe hätte auch noch genug Geschichten und Ideen für eine zwei- statt einstündige Aufführung gehabt. Aber die eine Stunde hat sich mehr als gelohnt!

Foto: Sebastian Hoppe/ Mitglieder des Ensembles von "Dinnor on se Bood" während der Generalprobe

Stadtlabore in Cottbus beendet – Pläne für neue Ausstellung


Was haben ein Deutsch-Arabisch-Wörterbuch, ein DDR-Stuhl aus den 70er Jahren und ein kleiner Berliner Fernsehturm aus Messing gemeinsam?

Sie gehören zu den Gegenständen, die (ehemalige) Cottbuser Bewohner*innen zum Stadtlabor am 8. Juli mitgebracht haben. Die Gegenstände erzählen alle eine Geschichte: Das Wörterbuch verbindet seine Besitzerin mit der Fähigkeit, sich im Schul- und Studienalltag leichter zurecht zu finden und Kontakte zu knüpfen. Der gebraucht in Cottbus gekaufte Stuhl erinnert seine Besitzerin daran, dass sie sich überall ein Zuhause aufbauen kann. Und die kleine Messingfigur des Fernsehturms hat der Besitzer selbst in seiner in Cottbus absolvierten Ausbildung hergestellt und steht für die Fähigkeit, in einem neuen Land Fuß zu fassen.

„Die Gegenstände sind wie ein offenes Fenster, das deutlich macht: Es gibt nicht den Migranten oder die Migrantin, sondern ganz viele einzelne Menschen mit eigenen Vorstellungen“, sagte Museumsleiter Steffen Krestin. 
Im nächsten Schritt will das MigOst-Team nun ein inhaltliches Konzept für die Ausstellung entwickeln, das im Februar 2024 an das Stadtmuseum übergeben werden soll. Davor werden alle, die sich an den Stadtlaboren beteiligt haben, noch einmal dazu eingeladen, das Konzept zu diskutieren. Dieses Abschlusstreffen wird voraussichtlich Ende des Jahres stattfinden. 

MigOst-Mitarbeiterin Luise Böhm bedanke sich bei allen Teilnehmenden: „Ich danke euch schon jetzt fürs Mitmachen und Mitdenken, für eure Mühe, euer Vertrauen, eure Offenheit und den Mut, Erfahrungen und Erinnerungen hier zu teilen.“

Stadtlabor Halle: Treffen für drei Altersgruppen geplant

Foto vom Stadtmuseum Halle
Anders als in Cottbus ist die Zielsetzung bei der Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Halle bereits  genau umrissen: Drei Treffen sind geplant, um die aktuelle Jahresausstellung „Streit, Zoff & Beef“ um migrantische Perspektiven zu ergänzen. 

Konkret soll ein wandgroßer Stadtplan (siehe Foto) gefüllt werden: sowohl mit Orten des Zusammenhalts als auch des Streits. Die dazugehörigen Geschichten werden gesammelt und in der Ausstellung veröffentlicht. Außerdem können Objekte mitgebracht und ausgestellt werden. 

Die Treffen richten sich an drei verschiedene Altersgruppen. Los geht es am 12. August mit dem Stadtlabor für Jugendliche und junge Erwachsene >>>

Geplant werden sie von MigOst-Mitarbeiterin Monika Kubrova in enger Zusammenarbeit mit dem Förderverein der Deutschen aus Russland in Halle e.V., mit dem sie auch schon drei erfolgreiche Erzählcafés veranstaltet hat.

Sie haben Lust, beim Stadtlabor mitzumachen?
Dann wenden Sie sich an MigOst-Projektmitarbeiterin Monika Kubrova per E-Mail: monika.kubrova@damost.de. Für Getränke und Kuchen ist gesorgt.

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Ostdeutsche Migrationsgeschichte auf Instagram und TikTok: Kaum persönliche Geschichten


Ja, es gibt sie: Videos und Bilder auf TikTok und Instagram zu Aspekten der ostdeutschen Migrationsgeschichte. Aber es ist kompliziert.

Das ist, kurz gefasst, das Ergebnis der vierwöchigen Recherche im Rahmen des Bürgerwissenschaftsprojekts "Social media History" auf den beiden beliebten Social Media Plattformen, wobei sich bei Instagram deutlich mehr Treffer fanden als bei TikTok.

Gesucht wurde nach ganz verschiedenen Begriffen. Thematisch passende Funde gab es für "Migration DDR" und "Vertragsarbeit", "Vietnam DDR", "Kuba DDR" u.ä.
Dabei fällt auf, dass es - anders als bei anderen Themen auf TikTok und Instagram - kaum persönliche Erzählungen oder Alltagsgeschichten gibt (zumindest in deutscher Sprache nicht). Unter den wenigen Funden überwiegen faktische Darstellungen (z.B. bei den Instagram-Posts der Bundestsiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur). Eine Ausnahme davon sind zahlreiche Posts zur Geschichte der Dresdner Familie Pham, über deren drohende Abschiebung in diesem Jahr in zahlreichen Medien berichtet worden war. "Warum gibt es kaum Accounts über persönliche Geschichten von (Post-)Migrant*innen im Osten"?, wunderte sich Projektmitarbeiterin Kristin Oswald. 

Auffällig ist auch, dass die Suche nach Regionalgeschichte einzelner Bundesländer oder Städte keine Ergebnisse zu Tage fördert. Überraschenderweise auch nicht zu solch einschneidenden Ereignissen wie dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen.
Von allen Nationalitäten, die in der DDR und Ostdeutschland gelebt haben bzw. leben, sind übrigens Menschen mit vietnamesischen Wurzeln noch am stärksten vertreten. 

Wie bei allen Rechercheaufträgen im Projekt Social Media History zeigte sich auch beim Thema ostdeutsche Migrationsgeschichte, das die Suche von unterschiedlichen Geräten unterschiedliche Ergebnisse zu Tage fördert.


Zwei der Suchergebnisse. Linke Seite: https://vm.tiktok.com/ZGJ4XnfYf/, rechts: https://vm.tiktok.com/ZGJ44hGQT/

Social Media History

Unsere Empfehlungen

Vorträge und Installation "Erinnerungen sprechen. Bilder, Dinge und Geschichten aus privaten Archiven der vietnamesischen Community"

Samstag, 12.8.2023, 16 Uhr, Museum der bildenden Künste Leipzig.

Kuratiert von Bao Linh Huynh. In Kooperation mit dem Verein der Vietnamesen Leipzig e. V., kostenfrei

Mehr Infos

Podcast "B.O.M. - Berlin.Ost.Migrantisch"

WWas heißt ostdeutsch-sein? Was migrantisch-sein?
Wie unterscheiden sich eine Kindheit in einem migrantischen Haushalt in Westberlin von einem in der DDR?
Wie unterschiedlich - aber auch ähnlich - sind sich Schulerlebnisse, wie wirken sie nach in Hinblick auf Berufsentscheidungen, Partnerschaften und Kindererziehungsfragen?

Ein sehr persönlicher Podcast von zwei Mitarbeitenden des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung, Özgür Özvatan und Daniel Kubiak.
Besonders hörenswert: Folge 5 "Studium als Game Changer".

Zum Podcast

MigOst-Termine auf einen Blick:

'MigOst – Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen' ist ein Projekt des Zentrums für Integrationsstudien (ZfI) an der Technischen Universität Dresden, des Dachverbandes der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland (DaMOst e.V.) und der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, in Kooperation mit dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV) und dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).


Das Projekt wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen. Mehr Informationen dazu hier >
Newsletter des Projekts ‚MigOst – Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen‘
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Redaktion: Julia Solinski (V.i.S.d.P.)
Kontakt: migost@damost.de
Tel: 0176 - 46 78 94 79
Erscheinungsdatum: 01.08.2023

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